Mvp Erfolgreiche Beispiele

Erfolgreiche MVP-Entwicklung: 5 Unternehmen, die alles richtig gemacht haben

Facebook, AirBnB, Dropbox, Twitter oder Uber. Alles Namen, die längst Teil unseres täglichen Lebens geworden sind. Mittlerweile etablierte Firmen und Konzerne, haben all diese Internet-Riesen eines gemeinsam: Sie haben einmal klein, als Minimum Viable Product (MVP), angefangen. Davon gibt es eine ganze Menge zu lernen. Schauen wir uns die wahrscheinlich 5 erfolgreichsten Beispiele von MVP-Entwicklung einmal genauer an!

Facebook MVP

Facebook – starke initiale Nutzung durch cleveres Ausrollen in einem Nischenmarkt

Facebook, Instagram und der Facebook Messenger verzeichnen alleine in Deutschland jeden Tag Millionen Zugriffe. Doch wer den Film "The Social Network" gesehen hat weiß: Alles hat ganz klein als "The Facebook" im Studentenwohnheim Zimmer von Mark Zuckerberg angefangen.

Die Vorgeschichte

Die Seite "Facemash" wird als Vorläufer von facebook betrachtet. Mark Zuckerberg hatte sie – ganz im MVP-Sinn – in einer Nacht programmiert. Den Usern der Seite wurden zwei Bilder angezeigt und vor die Wahl gestellt, welche "hot or not" seien. Vergleiche mit dem heutigen Tinder lassen grüßen. Zuckerberg hatte dazu die Harvard-Server gehackt, um an die Bilder seiner Kommilitonen zu kommen. Die Seite war so populär, dass die Harvard-Server durch den Ansturm in die Knie gingen. Harvard hatte die Seite allerdings nach ein paar Tagen geschlossen und Zuckerberg drohte der Rauswurf.

Der MVP

Die Idee eines digitalen Jahrbuchs für Harvard war 2004 nicht neu. Angespornt durch den Erfolg mit facemesh war Zuckerberg überzeugt, die Webseite dazu in weniger als einer Woche erstellen zu können, während die Uni dafür viel länger brauchen würde. Gesagt, getan.

Die intitiale Version von "thefacebook", wie es anfangs hieß, war denkbar einfach: User konnten sich eine Profilseite mit Foto erstellen, sich mit Freunden verbinden, andere Nutzer einladen und bestehende Nutzer suchen.

Innerhalb der ersten 24h hatten sich zwischen 1.200 - 1.500 Studenten registriert. Zuckerberg blieb bei der Exklusiv-Strategie für den initialen Rollout bei anderen Eliteunis in den USA. Die stark engagierten Early Adopter legten auch den Grundstein für den erfolgreichen Launch außerhalb dieser Community Hubs.

Warum der MVP erfolgreich war

Es gibt einiges was wir aus facebooks Geschichte über MVPs lernen können:

  • Lernen und Iterieren der Idee basierend auf den Fehlern und Erfolgen der ersten Version: Facemesh
  • Initial kleine Nischenzielgruppe mit klarem Bedürfnis: Ein digitales Jahrbuch
  • Die anfänglich stark beschränkte Zielgruppe (Studenten von Eliteunis) erzeugte Exklusivität und den starken Wunsch "dabei" zu sein.
  • Die initialen Features – noch gänzlich ohne Kommunikationsmöglichkeiten – lösten dennoch ein Kernproblem der Zielgruppe: Sehen und gesehen werden, Kommilitonen stalken und Status. Statt Jahrbücher zu wälzen, konnte man jetzt Profile ganz einfach online suchen, um mehr über die Person zu erfahren.

twitter MVP

Twitter – vom Nebenprojekt zu einer der größten Kommunikationsplattformen unserer Zeit

Spätestens seit den Schimpftiraden des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump kennt auch in Deutschland jeder den Microblogging Dienst Twitter. Angefangen hat Twitter als Nebenprojekt von Gründer Jack Dorsey. Die initiale Idee: Eine SMS-basierte Kommunikationsplattform.

Wie es angefangen hat

Twitter startete als Nebenprojekt von Jack Dorsey unter dem Dach der Firma Odeon. Die initiale Idee war, dass Freunde sich gegenseitig über Status-Updates auf dem Laufenden halten. Wie über SMS, nur effizienter. Odeons Cofounder mochten die Idee und gaben Jack den Freiraum einen Prototypen umzusetzen.

Der MVP

Die erste Version 2006 wurde als "twtrr" nur innerhalb Odeon genutzt. Das Feature-Set sehr limitiert: Einfaches Profil, eine Timeline der Freunde und die persönlichen Status-Updates per SMS. Letztere is auch für die berühmte Limitierung auf 140 Zeichen verantwortlich, die maximale Zeichenanzahl von SMS. Besonders spannend: Zwei Hauptfeatures von Twitter wurden aus der Notwendigkeit heraus direkt vom Nutzerverhalten abgeleitet.

  1. Initial gab es keine Möglichkeit auf Status-Updates zu reagieren. Nutzer lösten dass in dem sie Tweets mit @USERNAME absetzten. Die tatsächliche Verlinkung dadurch richtete Twitter erst später ein.
  2. Auch Hashtags waren zunächst einfach nur ein Stilmittel mit dem Nutzer in wenigen Zeichen den Kontext ihres Tweets klarmachen konnten. Auch das hat Twitter erst nachträglich zu einem vollwertigen Feature ausgebaut.

Große Popularität hat Twitter 2007 bei der South By Southwest-Konferenz erlangt. Der Clue hierbei: Die Konferenz zielt auf Tech und internetaffine Menschen ab. Twitter nutzte außerdem clever die Live-Charakteristik von ihrem Produkt: Auf großen Bildschirmen liefen die Status-Updates der Konferenzteilnehmer. Ab diesem Event hatte Twitter regelmäßig mit überlasten Server zu kämpfen.

Warum der MVP erfolgreich war

Twitter zeigt deutlich einige große Erfolgsfaktoren von MVP Entwicklung:

  • Höre auf deine Nutzer und setze um, was sie wollen (@mentions, hashtags)
  • Mache eine Limitierung zum Feature (140 Zeichen)
  • Zusammenbrechende Server sind ein Zeichen dafür, dass etwas richtig läuft, nicht falsch. Und hindern außerdem das Wachstum nicht nachhaltig, wenn das Produkt gut ist.

AirBnB MVP

AirBnB – einfaches Testen von disruptiven Hypothesen

AirBnB hat mittlerweile einen ganz neuen Wirtschaftszweig im Tourismus gebildet. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen es "nur" um das Mieten von Unterkünfte bei Fremden in der eigenen Wohnung geht. Die meisten Offerten bei AirBnB sind mittlerweile professionell gemanagte Wohnungen, die ausschließlich diesem Zweck dienen. Ein Umstand, der nicht nur in Berlin zum Politikum wurde. Angefangen hat es aber mit Luftmatratzen in der Wohnung der Gründer.

Wie es angefangen hat

Die Idee zu Airbnb entstand aus der Notwendigkeit: Im Rahmen einer Konferenz waren im lokalen Umkreis von San Francisco im Jahre 2007 nahezu alle Hotels ausgebucht. Ein Umstand, welchen Joe Gebbia und Brian Chesky bemerkten und für sich nutzten. Außerdem konnten die zwei die finanzielle Unterstützung für ihre Miete gut gebrauchen. Die erste Idee: Reisende zahlen auch für die Übernachtung in privaten Wohnungen.

Der MVP

Die Gründer testeten ihre Idee in der wohl einfachen Variante: Sie boten Luftmatratzen in ihrer eigenen Wohnung zusammen mit Frühstück und WiFi für die Konferenzbesucher an. Das ganze wurde über eine sehr einfache Website("Air Bed & Breakfast") für eine ganz gezielte Zielgruppe (Konferenzbesucher) angeboten. 3 Besucher haben tatsächlich in ihrer Wohnung übernachtet. Bereits eine Woche später bekamen die Gründer zahlreiche Email-Anfragen, wann denn der Service in anderen Städten verfügbar sei. Das brachte die Gründer zur zweiten Annahme: Auch andere würden fremde Menschen in ihrer Wohnung gegen Bezahlung übernachten lassen. Um auch diese Hypothese zu testen, öffneten sie die Seite für andere Gastgeber. Wieder haben sie sich dabei auf Gastgeber in der Nähe von Events fokussiert. Nutzer konnten dabei schon, genau wie heute, über eine Karte die Standorte der Wohnungen sehen.

Warum der MVP erfolgreich war:

  • Die Gründer testeten ihre Hypothesen und Ideen sehr früh und mit dem geringsten Aufwand: Bestehende Wohnung, 3 Luftmatratzen und eine ganz einfache Webseite
  • Das Kernproblem wurde direkt bedient: Private Unterkünfte für Reisende in fremden Städten
  • Growth Hack: Eine der größten Herausforderungen solcher Plattformen ist, dass sie an zwei Fronten um Popularität kämpfen müssen: Anbieter und Abnehmer. AirBnB nutzte dafür die bestehende Reichweite einer anderen Platform – craigslist (Kleinanzeigen). So posteten sie AirBnB-Wohnungsangebote automatisch auf craigslist und kontaktierten außerdem inserierende Vermieter manuell, um ihnen von AirBnB zu erzählen.

Uber MVP

Uber – es geht auch ohne Mobile App

Wie es angefangen hat

2009 ging der Online-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung und große Taxi-Konkurrent an den Start. Am Anfang sah das Konzept Letzteres allerdings gar nicht vor. Die Gründer Travis Kalanick und Garrett Camp wollten ein konkretes Problem lösen: Verlässlich jederzeit und überallhin bezahlbare Taxis bestellen. Und zwar mit ein paar Klicks (am Anfang auch per SMS), anstatt mühsam mit Hotline-Telefonaten oder Winken auf der Straße.

Der MVP

Der Prototyp für die heute bekannte Uber-App startete 2009 als "ubercab" und wurde nur in San Francisco angeboten. Zu Beginn war es eine einfache PHP-Webseite, die lediglich aussah wie eine Mobile-App. Um den Uber-Service nutzen zu können, mussten die Nutzer eine E-Mail an die Gründer schicken. Alle Buchungen wurden im Hintergrund manuell verarbeitet und die wenigen verfügbaren Taxis haben dem Unternehmen gehört. Auch eine Bezahlfunktion war anfangs noch nicht in der App vorhanden. Mit steigenden Nutzerzahlen wurde die manuelle Abwicklung natürlich schnell zu aufwändig, so dass Uber angefangen hat, diese auf die Fahrer selbst "auszulagern". So entstand das heutige Konzept von Uber quasi organisch.

Warum der MVP erfolgreich war

Wie auch bei den anderen Beispielen gibt es von Uber einiges zu lernen:

  • Testen einer klaren Problem-Lösungs-Hypothese mit einer sehr klaren Zielgruppen (iPhone-Nutzer in San Francisco)
  • Die erste Version war extrem abgespeckt – so konnte die Hypothese ohne viel Risiko getestet werden. Selbst auf eine richtige Mobile App wurde verzichtet.
  • Iterationen der Ursprungsidee können zielführend sein: Statt günstige Taxis per App an Kunden zu vermieten, stellt Uber heute die direkte Kommunikation zwischen privaten Fahrern und Passagieren her.

Dropbox MVP

Dropbox – mit einem Video zum Erfolg

Dropbox ermöglicht das einfache Synchronisieren von Dateien über mehrere Endgeräte und das Teilen von Dateien und Ordnern mit Freunden. Heute klingt das nach nichts besonderem mehr, aber 2007 als Drew Houston den MVP dazu entwickelt hat, war die Einfachheit des Systems revolutionär. Und wenn man sieht, dass es Apple auch 2021 noch nicht geschafft hat, eine gut funktionierende Variante in sein OS einzubauen, wird deutlich, wie komplex die Anwendung wirklich ist.

Wie alles angefangen hat

Houston hat auf einer langen Busfahrt angefangen Dropbox zu coden. Inspiriert durch den Umstand, dass er seinen USB mit den eigentlichen Arbeitsdateien vergessen hatte.

Der MVP

Die erste Version von Dropbox ist in gewisser Weise ein Paradebeispiel für einen MVP: Die Software konnte schon so ziemlich alle Features aufzeigen, die Dropbox auch heute noch zum besten Tool in seinem Bereich machen. Die kinderleichte Einrichtung, direkte Integration ins Betriebssystem, Geschwindigkeit und Effizienz waren schon da. Allerdings war die erste Version weit davon entfernt, fehlerfrei zu sein, geschweige denn für mehr als eine Handvoll Nutzer gleichzeitig zu funktionieren. Houston wusste das, doch anstatt diese Mängel zu beheben, um erste Beta-Nutzer die Software verwenden zu lassen, hat er einfach ein Video aufgenommen, das die Vorteile von Dropbox zeigt. In diesem Video hat er auf eine Landingpage verwiesen, auf der sich Nutzer fürs Beta-Testing anmelden konnten. So konnte Houston erkennen, ob sein Produkt für andere Nutzer interessant ist, bevor er die Zeit und Energie investierte, um es Beta-tauglich zu machen. Mit einem zweiten Video, dass zum Launch der Beta-Phase auf Digg veröffentlicht wurde, hat Houston 70.000 Interessenten in 24h gefunden.

Warum der MVP erfolgreich war

  • Durch das Video konnte der Gründer früh das Interesse messen, bevor er eine wirklich öffentlich-taugliche Version der App entwickelt hat. Dadurch wusste er, ob sein Produkt funktionieren kann oder nicht. In der Theorie hätte Houston dafür noch nicht mal seine funktionierende Minimalversion gebraucht.
  • Dropbox hat von Anfang an ein Problem gelöst, das zwar viele Leute hatten, dessen sie aber gar nicht wirklich bewusst waren. Der Effekt davon war, neben der bombastischen Nische, ein großer Aha-Effekt, der bei den Nutzern ausgelöst wurde. Ein Umstand, den Dropbox geschickt fürs Marketing genutzt hat.
  • Die Entwickler von Dropbox haben früh erkannt, dass ihr Produkt vor allem über Word-Of-Mouth weiterempfohlen wurde. Das liegt auch daran, dass Dropbox vor allem dann seine Stärke ausspielt, wenn man gemeinsam mit anderen einen Arbeitsordner teilt. Dropbox entwickelte ein cleveres System um diesem Umstand zu unterstützen: Wenn Nutzer einer Einladung folgen, bekommen beide Parteien mehr Speicherplatz für ihre Dropbox als Belohnung. Ein klassisches und frühes Beispiel für virales Marketing.

Was haben all diese MVP-StartUps gemeinsam?

Auch wenn die Produkte unterschiedlicher nicht sein könnten, so haben sie doch eines gemeinsam: Sie haben alle als MVP gestartet. Alle Gründer haben damit sehr früh erste Hypothesen zu ihrer Idee testen können und wussten damit etwas besser, wie die Erfolgsaussichten ihres Produkts sind. Sie alle verfolgten ein Mantra: Es ist besser, früh mit einem einfachen Produkt zu scheitern bzw. zu lernen und zu ändern, als viel Geld und Zeit in etwas zu investieren, was keiner haben will.

Eine weitere Beobachtung ist, dass alle Produkte in einem extremen Nischenmarkt gestartet sind. Das erlaubte es den Gründern, ihre Zielgruppen und deren Bedürfnisse einfacher und besser zu verstehen, die Idee zu iterieren und die Beobachtungen clever fürs Marketing zu nutzen.

Der Weg über einen MVP hat ihnen geholfen, Idee, Produkt und Kommunikation so zu verfeinern, dass sie für ihre Zielgruppe attraktiv wurden.

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