Ob ROI, USP oder CTO – (nicht nur) in der Business-Welt sind Abkürzungen sehr gängig. Vor allem in der Start-up-Branche hat sich das Akronym MVP dazugesellt. Wer in einschlägigen Blogposts, Medium-Artikeln oder Tweets genauer recherchiert, stößt jedoch auf noch mehr ähnliche Begriffe. MMP, MLP und MSP sind nur einige davon.
Sie alle sind sich sehr ähnlich, was verwirrend sein kann. Noch komplizierter wird die Situation, weil oft Unklarheit herrscht, was eine Abkürzung genau bedeutet, und verschiedene EntrepreneurInnen die Konzepte unterschiedlich interpretieren. UnternehmerInnen sollten sich aber nicht durch die Vielfalt an ähnlichen Abkürzungen davon abschrecken lassen, ihre Produktidee zum Leben zu erwecken. Hier kommen die 6 bekanntesten und wichtigsten Abkürzungen rund um den MVP-Ansatz mit einer kurzen Erklärung, was sie bedeuten und wann man sie benutzen sollte.
MVP (minimum viable product)
Was bedeutet MVP?
MVP steht für „minimum viable product“. Dabei handelt es sich um die minimale, aber funktionale Version des Produkts, das man entwickeln möchte. Der Begriff ist wohl der bekannteste und geläufigste von den hier aufgeführten. EntrepreneurInnen benutzen MVPs, um eine Produktidee zu validieren. Daher hat das MVP nur die absolut grundlegenden Funktionen. Es soll dazu dienen, die nötigen Reaktionen vom Testmarkt einzuholen, um sicherzugehen, dass es für die Produktidee einen product-market-fit gibt. Daher ist das MVP in der Regel noch nicht für einen großen Launch geeignet. Es ist lediglich der erste Schritt auf der Reise zum Endprodukt. Ein MVP kann sogar so etwas Simples wie eine Landing-Page oder ein Video sein.
Wann sollte man ein MVP verwenden?
Ein MVP ist ideal zum Testen einer Produktidee geeignet. Es ermöglicht einem Start-up, mit möglichst geringem Aufwand möglichst viel über die Zielgruppe zu lernen. Das MVP hilft dann bei der Entscheidung, ob es sich überhaupt lohnt, die Produktidee zu realisieren. Dementsprechend sollte das MVP schon früh zum Einsatz kommen. Grundsätzlich eignen sich MVPs besonders gut für Apps oder SaaS – sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich.
Allerdings sollten GründerInnen sich bewusst sein, dass man die Vorteile des MVP-Ansatzes nur dann voll ausschöpfen kann, wenn man es anhand des Feedbacks ständig inkrementell verbessert.
MMP (minimum marketable product)
Was bedeutet MMP?
MMP steht für „minimum marketable product“. Ein MMP ist also die minimale Version eines Produkts, die man schon an seine Zielgruppe vermarkten kann. Im Gegensatz zu MVPs sind MMPs bereits vollständig genug für einen größeren Launch für die BenutzerInnen. Mit dem MVP hat das MMP gemeinsam, dass es sich auf die wichtigsten Grundfunktionen beschränkt. Meistens basieren MMPs auf MVPs, die bereits mehrere Feedback- und Verbesserungsschleifen durchlaufen haben und nun reif für einen größeren Release sind.
Dass MMPs vermarktbar sind, heißt nicht unbedingt, dass sie auch monetarisierbar sind. Zwar können EntrepreneurInnen mit ihrem MMP bereits den ersten Return-on-Investment einholen, das steht allerdings nicht im Vordergrund. Da die MMP-Erstellung aufwendiger ist, ist sie auch etwas teurer als die MVP-Erstellung.
Wenn man ein Produkt für einen bereits bestehenden Markt entwickelt, empfiehlt es sich, mit einem MMP anstelle eines MVPs an den Start zu gehen. Denn hier geht es nicht in erster Linie darum, die Produktidee und den Bedarf zu validieren. Stattdessen möchte man testen, ob die eigene Lösung sich gegen die existierende Konkurrenz durchsetzen kann. Dafür benötigt man einen klaren USP, den man mit einem MMP testen sollte.
Den ersten vermarktbaren Release eines Produkts nennt man manchmal auch MMR (Minimum Marketable Release). Im Grunde kann man die beiden Begriffe aber synonym verwenden.
Wann sollte man ein MMP verwenden?
Im Produktentwicklungsprozess folgt das MMP als Iteration auf das MVP. Ein MMP sollte man am besten dann bauen, wenn man seine Produktidee bereits mit einem MVP validiert hat. Wenn man sein Produkt für einen etablierten Markt entwickelt, kann man direkt mit dem MMP starten. Das MMP ist außerdem gut geeignet, um die User Experience seines Produkts zu verbessern.
MMF (minimum marketable feature)
Was bedeutet MMF?
MMF steht für „minimum marketable feature“, also eine minimale vermarktbare Funktion eines Produkts. Anders als beim MVP und beim MMP handelt es sich beim MMF also nicht um ein vollständiges Produkt, sondern um die kleinstmögliche Einheit eines funktionsfähigen Produkts. Ein MMF hat bereits einen klaren Mehrwert für die User, indem es ein Problem für sie löst.
Das MMF basiert auf dem MMP. Vom MVP unterscheidet es sich unter anderem darin, dass ein MVP nicht immer genau ein Feature hat. Da es sich nur um eine einzige Funktion handelt, können MMFs zügig und günstig entwickelt werden.
Wann sollte man ein MMF verwenden?
Das MMF ist die erste Wahl für GründerInnen, die mit möglichst geringem Aufwand ein einziges, sehr spezifisches Feature ihres MMPs validieren möchten. Außerdem eignet es sich gut, um bei bestehenden Produkten Erweiterungen oder neue Features zu testen.
MSP (minimum sellable product)
Was bedeutet MSP?
MSP steht für „minimum sellable product“. Ein MSP ist also die minimale Version eines Produkts, die man bereits verkaufen kann. Im Gegensatz zum MMP ist das MSP also nicht nur vermarktbar, sondern ganz konkret monetarisierbar.
Damit ist auch klar, dass das MSP bereits so ausgereift sein muss, dass die Zielgruppe tatsächlich bereit ist, dafür Geld auszugeben. Anders als MVPs oder MMPs benötigen MSPs also mehr als nur die grundlegende Funktionalität – allerdings nicht den kompletten Funktionsumfang der Endversion.
Wann sollte man ein MSP verwenden?
Früher oder später muss jede Produktidee Gewinne für das Start-up einbringen. Ein MSP hilft EntrepreneurInnen dabei, festzustellen, ob die User wirklich bereit sind, für das Produkt zu zahlen. Man sollte sich jedoch erst dann an die Erstellung eines MSPs begeben, wenn man – etwa mit einem MVP – bereits genügend Erkenntnisse über die Zielgruppe gesammelt hat. Zudem sollte das MSP bereits mindestens die Grundfunktionen haben.
MLP (minimum lovable product)
Was bedeutet MLP?
MLP steht für „minimum lovable product“. Gemeint ist die minimale Version eines Produkts, das die BenutzerInnen lieben. Die Zielgruppe soll sich also für das Produkt an sich (und nicht nur für die Produktidee) begeistern. Der Gedanke dahinter: Je mehr die User das Produkt lieben, desto mehr benutzen sie es. Je mehr sie es benutzen, desto mehr Feedback können sie geben, desto mehr reden sie darüber und desto eher empfehlen sie es weiter.
Das MLP wird mit seinem starken Fokus auf die emotionale Bindung ans Produkt oft als Alternative zum MVP genannt. Im Gegensatz zu MVPs müssen MLPs mehr als nur die Basisfunktionen bieten. Sie haben meist eine höhere out-of-the-box-Funktionalität als MVP, MMP und MSP. Auch die UX ist in der Regel ausgereifter als etwa bei einem MVP. Das MLP soll im Idealfall so gut sein, dass die BenutzerInnen sich bereits auf das Endprodukt freuen und dessen Launch kaum erwarten können.
Der Vorteil des MLP-Ansatzes ist offensichtlich: Man bekommt in der Regel mehr Feedback, weil mehr Menschen das Produkt nutzen. Zudem kann man sich schon früh einen treuen Kundenstamm aufbauen. Demgegenüber steht jedoch der Nachteil, dass die MLP-Entwicklung zeitaufwendiger und kostspieliger ist als die MVP-Entwicklung. Damit steigt auch das Risiko, wenn sich nach dem Release herausstellt, dass es keinen product-market-fit gibt.
Gelegentlich wird MLP auch als Abkürzung für „minimum learning product“ interpretiert. Das bedeutet, dass das MLP ein Produkt ist, das dem Start-up hilft, mit dem kleinstmöglichen Aufwand so viel wie möglich über die Zielgruppe und die ursprünglichen Annahmen über die Produktidee zu lernen. Dieses Akronym ist jedoch bei Weitem nicht so geläufig wie „minimum lovable product“.
Wann sollte man ein MLP verwenden?
Ein MLP bietet sich ähnlich wie ein MMP unter anderem dann an, wenn man eine Produktidee für einen bereits etablierten Markt hat und daher davon ausgehen kann, dass es einen product-market-fit gibt. Als Beispiel könnte man hier Anwendungen wie Projektmanagement-Apps, SEO-Tools oder To-do-Apps nennen. Natürlich benötigt das MLP trotzdem ein Alleinstellungsmerkmal oder einen anderen Schwerpunkt als konkurrierende Produkte.
Die MLP-Entwicklung kann man auch dann in Betracht ziehen, wenn man besonders viel Feedback sammeln möchte. Allerdings sollte man sich nur daran begeben, wenn man die Zeit und das Geld für ein MLP hat und sich wirklich sicher ist, dass die Produktidee einen Markt findet. Andernfalls sollte man lieber mit einem MVP mit Grundfunktionen starten, um das Risiko zu minimieren.
MAP (minimum awesome product)
Was bedeutet MAP?
MAP ist die Abkürzung für „minimum awesome product“, also die minimale, aber bereits großartige Version einer Produktidee. Das MAP ist nicht leicht vom MLP abzugrenzen. Ähnlich wie das MLP wird es teilweise als eine Alternative zum MVP gehandelt, die letzteres sogar angeblich ersetzen soll.
Der MAP-Ansatz geht davon aus, dass viele BenutzerInnen hohe Erwartungen an MVPs haben. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, bieten MAPs eine deutlich verbesserte User Experience und Performance als durchschnittliche MVPs. Ein ganz besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Design. VerfechterInnen der MAP-Erstellung rechnen damit, dass die UserInnen heutzutage sogar von einem MVP ein Minimum an Qualität erwarten, was Performance und Look & Feel angeht. Das führen sie darauf zurück, dass die Menschen im digitalen Zeitalter durch den täglichen Umgang mit Apps auf dem Computer und dem Smartphone zunehmend an einen bestimmten (hohen) Standard gewöhnt sind.
Je mehr Konkurrenz es in der Branche gibt, desto mehr muss sich das MAP vom MVP abheben. Bei Pionierprodukten, die in einen ganz neuen, kaum besetzten Markt eindringen, unterscheiden sich das MAP und das MVP im Grunde kaum voneinander.
Wann sollte man ein MAP verwenden?
Ähnlich wie das MLP ist das MAP besonders gut für Produktideen in sehr etablierten Märkten mit viel Konkurrenz geeignet. Start-ups sollten sich auch dann mit dem MAP-Ansatz auseinandersetzen, wenn sie ein Produkt für eine Branche entwickeln, in der die Zielgruppe tatsächlich besonderen Wert auf eine ansprechende User Experience legt.
Auch hier sollte man sich jedoch wirklich sicher sein, dass man nicht unnötig viel Geld dafür ausgibt, ein Produkt an der Zielgruppe vorbei zu entwickeln, für das am Ende niemand zahlen möchte. Daher ist die Validierung der Produktidee mit einem einfachen MVP meistens ein empfehlenswerter Schritt.
Fazit
MVP, MMP, MMF, MSP, MLP, MAP – bei so vielen Abkürzungen können UnternehmerInnen leicht den Überblick verlieren. Auch wenn diese Begriffe teilweise unterschiedliche Schwerpunkte setzen, haben sie doch große Gemeinsamkeiten und gehen teilweise ineinander über. Sie schließen sich auch nicht gegenseitig aus, sodass man sich nicht dazu zwingen muss, sich für eine der Varianten zu entscheiden. Oft wird die Produktentwicklung ohnehin ganz natürlich alle diese Phasen durchlaufen.
Man sollte sich also nicht von der Fragestellung ablenken lassen, ob man jetzt gerade ein MVP oder ein MMP entwickelt. Am wichtigsten ist es, überhaupt anzufangen, seine Produktidee zu realisieren und so schnell wie möglich eine Version zu erstellen, die von realen Usern genutzt werden kann. Nur so kann man die Produktidee validieren und lernt, ob es sich überhaupt lohnt, sie umzusetzen. Unser MVP-Preis-Kalkulator verschafft UnternehmerInnen einen ersten Überblick über die anstehenden Kosten für ein MVP.