Der größte Grund, warum Digitalisierungsprojekte scheitern, ist das falsche Mindset und mangelnde Priorisierung im Unternehmen. Digitalisierung ist nicht einfach eine neue Maschine, die man kauft, installiert und dann eine 2-wöchige Mitarbeiterschulung abhält. Wer das glaubt, wird auf Hürden stoßen, sein Unternehmen erfolgreich ins digitale Zeitalter zu bringen.
Oftmals wird diesem Problem damit begegnet, ein Innovations-Zentrum oder eine Arbeitsgruppe einzurichten. Das ist ein guter Schritt! Solange aber der Rest vom Management glaubt, Digitalisierung sei eine reine IT-Aufgabe und nur eine Frage der Technik, wird auch das best-besetzte Innovations-Team eine Sisyphusarbeit verrichten.
Digitalisierung fängt im Kopf an
Egal ob im Management oder bei den Mitarbeitern, das richtige Mindset ist essenziell, wenn Digitaler Wandel erfolgreich sein soll. Dafür ist besonders bei traditionellen (deutschen) Unternehmen einiges an Umdenken erforderlich.
Manager-Mindset
Digitalisierung funktioniert nicht Top-Down und auch nicht ganz, ohne Risiken einzugehen. Es ist ein Prozess, dessen Erfolg auf iterativem Ausprobieren, Lernen und Verbessern basiert. Das geht nur, wenn Ausprobieren, Fehler, Risiken ausdrücklich erlaubt und erwünscht sind. Denn nur durch Scheitern lernt man, wie es besser, und richtig gut, geht.
Daher ist es für Manager wichtig, zum einen eine positive Fehlerkultur für die Mitarbeiter zu etablieren. Querdenker und Mitarbeiter, die den Status Quo hinterfragen, sollten gefördert werden. Zum anderen ist es wichtig, auch selber Veränderung zu wagen und nicht zu fürchten. Es müssen (kalkulierbare) Risiken eingegangen werden. Die weitverbreitete Strategie der Risikovermeidung widerspricht dem agilen Startup-Gedanken, der hinter erfolgreichen Digitalisierungs-Projekten steht.
Mitarbeiter-Mindset
Das größte Hindernis bei Mitarbeitern im Bezug auf die Digitalisierung ist Angst. Angst vor Veränderung und Angst obsolet zu werden und den Arbeitsplatz zu verlieren. Niemand möchte sich selbst wegdigitalisieren.
Der beste Weg wie Manager und Unternehmensführung dem begegnen können, ist mit Transparenz und Einbeziehung. Je besser Mitarbeiter verstehen, was die Ziele der Digitalisierung sind, je mehr sie in Entscheidungen und Abläufe mit einbezogen werden, desto einfacher ist es für sie, den Wandel mitzugestalten. Digitalisierung stellt auch für Mitarbeiter eine große Chance dar: Die Chance neue Dinge zu lernen, sich weiterzubilden, den Wandel aktiv mitzugestalten und z.B. den eigenen Arbeitsplatz zu optimieren, um leichter erfolgreich zu arbeiten.
Eines steht fest: Mitarbeiter müssen grundsätzlich einem Wandel und der persönlichen Weiterentwicklung bzw. -bildung aufgeschlossen gegenüberstehen. Und dieses Verhalten sollte von der Unternehmenskultur gefördert und unterstützt werden.
Was sich außerdem als äußerst erfolgreich herausgestellt hat, um digitale Lösungen zu finden und umzusetzen, sind Tandems aus älteren, erfahrenen Mitarbeitern und jungen, technik-affinen Kollegen. Das Beste aus beiden Welten vereint für die Zukunft..
Allgemeine Unternehmens-Mindset und -Kultur
In den Abschnitten zuvor haben wir bereits einige Eigenschaften gesehen, die am besten unternehmensweit etabliert werden. Für nachhaltigen Digitalisierungs-Erfolg sollten aber noch weitere zentrale Punkte in der Unternehmens-Kultur und in der Einstellung aller Beteiligten verankert werden:
Kundenzentrierung
Bei einer agilen Entwicklung sind "User Stories" der zentrale Bestandteil, um Lösungen aus Kundensicht zu betrachten. Erfolgreiche Unternehmen im digitalen Zeitalter haben vor allem einen Maßstab, an dem alle Bestrebungen gemessen werden: Der Mehrwert für den Kunden. Das ist natürlich im Prinzip schon immer so gewesen – zumindest in der Theorie. Die Realität sieht aber oft anders aus. Besonders, wenn Umsatzziele und Quartalsresultate als wichtigste KPIs etabliert sind.
Marathon statt Sprint
Ja, nochmal – die Digitalisierung ist ein inkrementeller Wandel und keine Maschine die man kauft und anschließt. Je nachdem, wie ihr Unternehmen aufgestellt ist, geht das nicht sofort über Nacht. Aber auch für den Projektverlauf gilt das gleiche. Erfolgreiche Projekte zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie inkrementell, statt sequentiell umgesetzt worden sind. Man fängt minimal an und iteriert zu einer Version, die ein echter Problem-Löser für die Beteiligten ist.
MVP und Schnelligkeit
MVP ist ein Begriff aus der StartUp-Welt und bedeutet Minimial Viable Product. Also eine minimale Version dessen, was man eigentlich bauen möchte. Ein MVP löst das Kernproblem bereits und ist voll funktionsfähig. Diese Version sollte sehr schnell erstellt werden. Anschließend wird zusammen mit dem Anwender(-Feedback) das Produkt in kleinen, schnellen Schritten und Tests weiterentwickelt bis zum Product-Market-Fit. Das heißt, bis der Anwender durchweg glücklich mit dem digitalen Produkt ist. Es macht dabei keinen Unterschied, ob der Anwender Kunde oder Mitarbeiter des Unternehmens ist.
Kontinuierliches Lernen, auch durch Fehler
Wohl die wichtigste Einstellung ist die Offenheit und Neugierde, kontinuierlich zu Lernen. Wie oben schon beschrieben, lernt man am besten aus seinen Fehlern. Daher ist es extrem wichtig, dass beides im Unternehmen gefördert wird: Lernen und auch Fehler machen. Die beste Einstellung dazu ist: Fehler sind gut, solange wir daraus lernen und es danach besser machen können. Manche Unternehmen gehen sogar soweit zu sagen: Unser Erfolgsrezept ist es, Fehler schneller zu machen und daraus zu lernen, als unsere Konkurrenz.
Fazit
Die beste Digitalisierungs-Idee kann scheitern, wenn man mit einer falschen Einstellung an die Umsetzung geht. Besonders eine transparente Führung, der Kundenfokus, eine positive Fehlerkultur und iteratives, agiles Vorgehen sind erfolgsentscheidend. Sind Mitarbeiter für Veränderung bereit und ist das Management bereit, Risiken einzugehen, steht dem Erfolg nichts mehr im Weg. Denn der intrinsische Ansatz ist: Wir probieren und verbessern so lange, bis wir die beste Lösung gefunden haben. Und der funktioniert prächtig!